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Trotz mehrer Baustops, die von der autonomen Kanarenregierung verhängt und von der Inselregierung weitgehend unterstützt wurden, wird insbesondere in den drei Touristenorten Costa Teguise, Puerto del Carmen und Playa Blanca aber auch im Nobelort Puerto Calero mehr gebaut als in den letzten fünfzehn Jahren zusammen. Dem Biosphärenreservat droht der Kollaps. Gegenwärtig liegt die Bevölkerungsdichte bei 155,66 Einwohnern pro Quadratkilometer. Das sind mitteleuropäische Werte auf einer Insel, die seit Jahrhunderten ihre Einwohner nicht mehr selbst ernähren kann, deren Einwohner in Hungerjahren immer wieder auswandern mußten.

Die juristische Aufarbeitung beginnt gerade. Die Bürgermeister von Teguise und Yaiza stehen als bauplanungsrechtlich Verantwortliche im Visier der Staatsanwaltschaft, der Küstenschutz hat mit Unterstützung der Bau- und der Umweltministerin in Madrid den Abriss eines illegal – wenn auch mit Genehmigung des Bürgermeisters von Yaiza - errichteten Hotels direkt an den Papagayostränden verfügt.

Ein Bewusstsein über die Folgen der zunehmenden Küstenverbauung fehlt bei großen Teilen der einheimischen Bevölkerung jedoch. Dies hat gerade die Wiederwahl des unter Anklage stehenden Bürgermeisters von Yaiza eindrucksvoll belegt. Yaiza selbst ist allerdings als küstenferne Gemeinde im Vorfeld des Nationalparks vom Bauboom kaum betroffen. Aber auch viele der alten und neuen Residenten - insbesondere aus Deutschland und Großbritannien - schert es wenig, was mit der Insel passiert. Es ist daher dringend erforderlich, das Bewusstsein über den zunehmenden Flächenverbrauch herzustellen.





Lanzarote ist eine Wüsteninsel mit gerade Mal 835 qkm - inklusive der
vorgelagerten Inseln. Ohne die beiden ölbetriebenen Meerwasserentsalzungs-
anlagen könnten hier nur wenige Menschen leben. Dies macht das Wasser fast
so teuer wie Benzin. Früher waren die Inselbewohner darauf angewiesen, die
wenigen Niederschläge aufzufangen und in Zisternen zu lagern.           
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Von Puerto Calero im Südosten zieht sich - mit wenigen Unterbrechungen - eine
Betonkruste bis Costa Teguise an der Ostküste entlang. Hier liegen - bis auf
Playa Blanca im Süden der Insel - die Tourismuszentren, der Flughafen und die Inselhauptstadt Arecife.                  
© SPOT Image/edition biosphaere  2000 (www.edition-biosphaere.de)



Dicht bebaut: Blick von Puerto Callero auf Puerto del Carmen.
©  landusewatch (2007)



Luftbild des gleichen Küstenabschnitts.
©  landusewatch (2007)




Auch Lanzarotes Inselhaupstadt Arrecife wächst.        ©  landusewatch (2005)



Arrecife in 2003.                                                        ©  landusewatch (2003)



Der Touristenort Costa Teguise stammt komplett vom Reißbrett. Er gehört
zum Gemeindegebiet der ehemaligen Inselhauptstadt Teguise. Oberhalb der
Siedlung entstand Lanzarotes bisher einziger Golfplatz (im Luftbild links unten). 
Deutlich zu erkennen ist die bereits vorhandene Infrastruktur für weitere Hotel-
und Apartmentbauten.                                              ©  landusewatch (2007)



Im ehemaligen Fischerdorf Puerto del Carmen begann vor mehr als vierzig
Jahren die touristische Erschließung der Insel. Nur um den einstigen
Fischereihafen La Tinosa stehen noch einige im alten kanarischen Stil
errichtete Häuser. Ansonsten bestimmt die Urlaubsfabrik das Gesicht des
Ortes, besonders an der Strandpromenade Avenidas de las Playas.            
©  landusewatch (2007)



Puerto Calero - Yachthafen der Superlative. Der wohlhabende Architekt und leidenschaftliche Segler José Calero Rodriguez hat nur wenige Kilometer südlich
vom massentouristisch geprägten Puerto del Carmen einen noblen Yachthafen
mit Luxusbungalows aus dem Boden gestampft. Die Pläne stammen von einem langjährigen Freund César Manriques, dem Architekten und Designer Luis Ibanez.
2005 kamen ein Vier- und ein Fünfsternehotel hinzu. Auch Apartments werden
weiterhin gebaut. Der Ort hat sich in den letzten zehn Jahren vervielfacht.                        ©  landusewatch (2006)



Vor wenigen Jahren war Puerto Callero noch ein Ort mit wenigen exklusiven
Bungalows. Selbst der Hafen ist inzwischen wesentlich vergrößert worden.
©  landusewatch (2000)



Puerto Callero sieben Jahre später.                            ©  landusewatch (2007)



Bisher noch unbebaute Ostküste zwischen dem Nobelort Puerto Calero und
der Sommerfrische für Insulaner Playa Quemada. Sie gehört noch ganz den
Wanderern und Ziegenherden.                                 ©  landusewatch (2006)



Cito de Interes de Cientifico del Janubio an der Ostküste. Lanzarotes größte
Salinen verfielen, als sie sich nicht mehr rentierten. Mit EU-Mitteln wurden sie
seit 1998 restauriert. Heute stehen sie unter Denkmalschutz. Die Produktion
wird zu Schauzwecken aufrechterhalten. Die Salinen sind ein bedeutendes
Revier für Vögel (z. B. Uferschnepfen, Stelzenläufer und  Sandregenpfeifer).   
©  landusewatch (2006)



Die Salinas del Janubio sind ein bedeutendes Revier für Vögel (z. B.
Uferschnepfen, Stelzenläufer und  Sandregenpfeifer).   ©  landusewatch (2006)



Wo noch vor wenigen Jahren eine Fischerhütte am einsamen Kiesstrand stand,
ist nahe der Papagayo-Strände trotz massiver Proteste ein weiterer Yachthafen entstanden. Bis heute weigern sich die Fischer, ihre Hütten zu verkaufen und
den Touristen zu weichen - einige tragen sich sogar in die Protestliste ein.  
Schließlich hat ihr Reisekatalog sie nicht darüber informiert, auf wessen Kosten
ihr Ferienparadies entstand.                  
©  landusewatch (2007)


Nicht gerade bedrängt von Informationshungrigen - aber auf dem Markt in der Inselhauptstadt präsent: der lanzarotenische Umweltverband "El Guincho".
©  landusewatch (2006)



Der Hotelkomplex grenzt direkt an die geschützten Papagayo-Strände an. Er
wurde zwar mit einer Baugenehmigung des zuständigen Bürgermeisters in
Yaiza errichtet - diese wurde jedoch gegen geltendes Recht erteilt. Inzwischen
ist der Abriss des "Arena Papagayo" beschlossen und soll aus Mitteln der
Madrider Zentralregierung finanziert werden.                ©  landusewatch (2005)



Hier noch aus umgekehrter Richtung der gleiche Küstenabschnitt sechs Jahre
früher. Dort, wo der Kran steht, wird schon am Hotelkomplex gebaut. Inzwischen
ist der Bereich bis zu einer Tiefe von ein bis drei Kilometern vollständig verbaut.
©  landusewatch (1999)



Der gleiche Küstenabschnitt sieben Jahre später.      ©  landusewatch (2006)



Blick von Femes auf Playa Blanca. ©  landusewatch (1999)



Blick von den Papagayo-Stränden auf Playa Blanca. Rechts im Bild sind die
ersten beiden Stockwerke des "Arena Papagayo" deutlich zu erkennen. Das
erst 2005 eröffnete Hotel soll abgerissen werden.      ©  landusewatch (2007)



Playa Blanca vor fast zehn Jahren. Wo damals die Palme stand, steht heute
ein Hotel. Es blieb nicht das einzige. Heute säumt eine kaum unterbrochene
Kette von Hotels die Küste bis zu den Papagayostränden im Osten und dem
Punta Pechiguera, dem südwestlichsten Zipfel Lanzarotes.                        
©  landusewatch (1999)



Die Betonmischer stehen auch in Puerto Callero nicht still.                         
©  landusewatch (2006)



Playa Blanca wächst bis zur Costa de Rubicon an der Westküste.
Apartmentbau am Montana Roja.              ©  landusewatch (2007)



Eines der unzähligen Bauprojekte in Playa Blanca.      ©  landusewatch (2006)



Neubauten östlich des Montana Roja in Playa Blanca. ©  landusewatch (2006)



Die Bebauung kriecht den Osthang des Montana Roja in Playa Blanca hinauf.
©  landusewatch (2006)



Nicht jedes Projekt ist erfolgreich: einsame Hotelruine in der Rubicon-Ebene.
©  landusewatch (2007)



Einer der touristischen Hauptstrände: Playa Blanca in Puerto del Carmen.                      ©  landusewatch (1999)



Puerto del Carmen wächst jährlich weiter in Inselinnere. ©  landusewatch (2003)



Playa Blanca wächst kontinuierlich in die Rubicon-Ebene hinein. Der nächtliche
Blick vom Montanja Roja macht das Ausmaß der Bebauung deutlich. Im
Hintergrund zeichnen sich die Berge des "Monumento Natural Los Ajaches" ab.          
©  landusewatch (2006)



Abendlicher Blick auf die Rubicon-Ebene Richtung Playa Blanca.
©  landusewatch (2007)



Sanfter Tourismus im "Monumento Natural Los Ajaches - Espace Natural
Protegido". Im Rahmen eines Beschäftigungsprojektes für Arbeitslose hat die Inselregierung die alten Wege der Bauern und Ziegenhirten zu Wanderwegen
ausbauen lassen.                                                   ©  landusewatch (2007)



"Turismo Rural": Zum sanften Tourismus auf Lanzarote gehören auch die
Landhotels in historischen Gebäuden. Das schönste und teuerste dieser Art
ist die Finca las Salinas in Yaiza - mit Premiumblick auf den "Parc National
de Timanfaya".                                                      ©  landusewatch (2007)



Auch auf Lanzarote gibt es noch eine Welt jenseits des Massentourismus:
Plaza Publica in Uga.                                          ©  landusewatch (2007)



Noch eine Welt jenseits des Massentourismus: In Tenezara an der Westküste
haben sich die Bürger vorwiegend aus Tinajo Wochenend- und Sommerhäuser
in die Klippen gebaut.                                                ©  landusewatch (2007)


Blick vom Montana Tenezara Richtung Südwesten auf die Caqldera Blanca. 
Die Lavafelder stammen vom letzten Vulkanausbruch und haben
(bislang) Siedlungstätigkeit verhindert.                    ©  landusewatch (2007)



Blick vom Montana Tenezara Richtung Nordosten. Das Gebiet ist dünn
besiedelt. Hier steht die einzige Hotelanlage der eher rauen Westküste, das
Sporthotel "La Santa" - Trainingsort vieler Spitzensportler. 
©  landusewatch (2007)



Die vorgelagerte Insel "La Graciosa" ist - trotz vieler Versuche - bisher vom Masasentourismus verschont worden. Dafür sorgt seit Jahren die resolute Bürgermeisterin, genannt  "Margarona". Die Insel hat lediglich zwei
Pensionen - allerdings auch viele Ferienwohnungen (die nunmehr Gegenstand
einer Überprüfung sind). Zusammen mit einem Teil der Hauptinsel und den
unbvewohnten Nebeninseln gehört sie zum "Parque Natural del Archipiélago
Chinio", zu dem auch ein vom WWF betreutes "Reserva Marina" mit jährlichen ehrenamtlichen Einsätzen auf Alegranza gehört.         ©  landusewatch (2000)



Playa de los Ciclos: die Lagune am abgebrochenen Rand einer Caldera gehört
zum touristischen Pflichtprogramm. Daher ist es hier selten so einsam.  
©  landusewatch (2006) 




Die Entwicklung der Flächennutzung auf Lanzarote ist seit Jahren wichtiger
Schwerpunkt unserer Arbeit. Die Sensibilisierung für das Thema
Flächenverbrauch begann zwar schon Anfang der 1980er Jahre mit der
Teilnahme am Protest gegen die Startbahn 18 West des Frankfurter Flughafens
(der Vereinsvorsitzende war damals Ökologiereferent und stellvertretender
Vorsitzender des AStA der Uni Gießen), doch erst zwanzig Jahre später
entstand angesichts der erschreckend negativen Entwicklung der Ferieninsel
Lanzarote die Idee, den Verein für nachhaltige Flächennutzung zu gründen.
Zunächst waren es seit 1993 fast jährliche Urlaubsaufenthalte, die süchtig
nach dieser kargen Landschaft machten. Um die Jahrtausendwende haben
wir dann "aus Liebe zur Insel" (Gießener Allgemeine) ein 3D-Satellitenposter
hergestellt (www.edition-biosphaere.de).
Nach Gründung des Instituts führten Guido Block-Künzler (im Bild vor dem
Hintergrund des Nationalparks Timanfaya) und Ulrich Pfister jährliche
Exkursionen auf die Insel im Atlantik. Und jedes Mal völlig entgeistert über
das, was da schon wieder in Jahresfrist an Hotels und Apartments
hochgezogen wurde. 2007 wollten wir es dann ganz genau wissen - und sind
entlang der Küstenlinie  einmal um die Insel herumgelaufen. Kurzbericht folgt
hier demnächst, wenn sich ein Verleger findet wird das gesamte Reisetagebuch veröffentlicht.
©  landusewatch (2007)  



Weitere Infos:

www.lanzarote37.de

www.cesarmanrique.com

www.fcmanrique.org